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Drupa 2024 – Druck ist nicht tot
Digitaldruck ist King | Nachbericht drupa 2024
Eines zeigt die drupa 2024 ganz klar: Der Digitaldruck ist die neue Normalität. Alle anderen Druckverfahren sind zu Nischenverfahren geworden, auch der Offsetdruck. Digitaldruck erobert besonders den Etiketten- und Verpackungsbereich und bietet dabei technisch beeindruckende Anwendungen.
Die Qualität im Digitaldruck hat sich auf ein Niveau entwickelt, das mehr als ausreichend ist. Ein erweiterter Farbraum ist mittlerweile üblich geworden, sodass leuchtendere Farben als im Offsetdruck erzielt werden können. Dies ist keine neue Entwicklung, aber die Selbstverständlichkeit, mit der dies umgesetzt wird, ist beeindruckend.
Digitaldruck ermöglicht schon seit längerem die Auflage „ein Stück“. Mittlerweile hat die Endfertigung nachgezogen, Stichwort „Smart Factory“, bei der Umrüstungen selbst bei der Auflage eins effizient durchgeführt werden können. Auch im Bereich des Fachkräftemangels kann das systematische Integrieren von Fachwissen in die Maschinen dazu beitragen, dass der Beruf des Druckers zunehmend unnötig wird, da die Maschinen immer mehr Aufgaben übernehmen.
Benny Landa, der König der Herzen
Faszinierend sind die Demonstrationen von Benny Landa und seiner Nanographie-Maschine. Bei dieser Drupa zeigt er ein funktionierendes Labormodell mit der Virtuosität eines Varieté-Zauberkünstlers. Auch die technologische Story dahinter weiß zu fesseln: Nanographie ist eine Technologie, bei der durch eine dünne trockene Farbschicht im Nanometer-Bereich viele unangenehme Effekte der „nassen“ Drucktechnologien wie Offset, Inkjet oder Siebdruck vermieden werden können. Das Ergebnis ist brillant und auf verschiedenen Papieren identisch. Wie weit diese Technologie in der Praxis überzeugen wird, bleibt abzuwarten. Die Technologie gibt es seit einigen Drupas, und die wenigen Anwender, die bei der Show als Video zu Wort kommen, zeigen sich begeistert.
Wo steht der Offsetdruck?
Für den Offsetdruck gilt derzeit das Motto: Ausreizen der technischen Möglichkeiten, aber große Innovationen wird es wohl nicht mehr geben. Trotzdem zeigen Heidelberg und Koenig & Bauer mit beeindruckenden Shows, dass weiterhin mit ihnen zu rechnen ist. Hybridverfahren scheinen ein guter Weg zu sein, um technologisch voranzukommen. Koenig & Bauer zeigt beispielsweise in Kooperation mit Durst eine Druckmaschine mit Offsetanleger und -ausleger und einem digitalen Druckwerk in der Mitte.
Impressionen
Prozesse, Kosten und die Stellung Europas
Auffällig ist die intensive Verwendung von Industrierobotern und Künstlicher Intelligenz. Im Bereich der Kostenrechnung ist der Ansatz Total Cost of Ownership im Digitaldruck schon lange üblich. Auch die großen Hersteller im Offsetdruck unterstützen potenzielle Kunden bei der Analyse der Jobs und der Auswahl einer Konfiguration, die sich rechnet. Gerade im Bereich Offset vs. Digitaldruck geht es intensiv um Hilfskostenstellen, die oft übersehen werden, aber Teil der Vollkosten sind. Verbesserte Prozesse, die Hilfskosten einsparen, senken natürlich auch die Gesamtkosten einer Anschaffung.
Umweltfreundlichkeit
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema geworden. Dazu gehören standardmäßig:
- Papier aus nachhaltigen Quellen
- Vermeidung von Makulaturbögen
- Chemiefreie Prozesse
- Reduktion von Abfall
- Recycling und Deinkbarkeit
Nachhaltigkeit ist in der Branche wirklich angekommen. Wir sind als Branche fast Vorreiter. Wichtig ist natürlich die Kommunikation dieser Nachhaltigkeit. Hier haben die deutschen Verbände viele Akzente gesetzt, was Vorbildwirkung haben kann.
Wie geht es weiter?
Die allgemeine Stimmung auf der Messe ist gut. Alle sind mehr oder weniger mit dem Besucherandrang zufrieden. Ob das Fassade und Zweckoptimismus ist, wird sich zeigen. Allerdings werden die hohen Preise der Messe Düsseldorf kritisiert. Es fällt auf, dass die Halle 7 nur im Erdgeschoss bespielt wird und in etlichen Hallen breite Lücken zu sehen sind, was darauf hinweist, dass die Drupa nicht ausverkauft ist.
Die vielen Hersteller aus Südostasien, die sich längst nicht mehr nur in wenigen Hallen befinden, sind eine Warnung an die Druckbranche in Europa. Vor allem China drängt sich auf die Überholspur. Dies könnte der mehr auf Digitaldruck, Internationalität und Innovationen konzentrierten FESPA-Messe in die Hände spielen und die Bedeutung der Drupa reduzieren.
Es war wohl sicher nicht die letzte Drupa, aber es stellt sich die Frage, ob die Branche wirklich eine so große und teure Messe benötigt.
Bild und Text © Christian Handler, Verband Druck Medien