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Gendergap – Generationengap: Ticken wir alle anders?
Gendergap – Generationengap: Ticken wir alle anders?
Magazin 01/23
Was Unternehmen als Arbeitgeber:innen attraktiv macht, hängt von mehreren Faktoren ab. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten. Das zeigt eine Umfrage des Verband Druck Medien.
Mehr als 250 offene Stellen sind derzeit alleine bei karriere.at für die Druck- und Medienbranche registriert. Gesucht werden vor allem Fachkräfte in den Bereichen Druckvorstufe über Drucktechnik bis zur Endverarbeitung. Damit ist die Druck- und Medienbranche nicht allein.
Fachkräftemangel ist branchenübergreifend eines der Sorgenkinder der heimischen Wirtschaft. Und zurecht, denn es ist zunächst ein demografisches Problem. Die Bevölkerung in Österreich wird älter, das Durchschnittsalter stieg laut Statistik Austria alleine seit 2001 von 39,7 auf 43,2 Jahre. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der unter 20-Jährigen von 22,9 Prozent auf 19,3 Prozent. Während die Zahl der Arbeitsplätze trotz Digitalisierung und Automatisierung vieler Bereiche in den letzten zehn Jahren nur leicht rückläufig war, sinkt die Zahl der Erwerbstätigen oder potenziell Erwerbstätigen. „Bewerbungsgespräche laufen heute oft mit vertauschten Rollen ab. Nicht die Arbeitnehmer:innen bewerben sich, sondern die Unternehmen“, berichtet Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck Medien. Mit einem überdurchschnittlichen Gehalt punkten sie nur bedingt, wohl aber, wenn sie die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer:innen ernst nehmen. Das zeigt die Umfrage des Verband Druck Medien, für die Integral 1.000 Österreicher:innen zwischen 18 und 69 Jahren befragt hat.
Unternehmenskultur vor Geld
In einem Punkt sind sich alle Befragten einig:
Am wichtigsten ist ein sicherer Arbeitsplatz (81 %), gefolgt von Anerkennung und Wertschätzung durch die Vorgesetzten (79 %) und ein gutes Arbeitsklima (72 %). Flexibilität bei der Arbeitszeit ist 63 Prozent wichtig, Work-Life-Balance und ein kurzer Arbeitsweg je 62 Prozent. Knapp jede:r Zweite findet kompetente Vorgesetzte, die Möglichkeit mitzugestalten sowie eine sinnstiftende Tätigkeit wichtig. Eine überdurchschnittliche Bezahlung kommt erst an elfter Stelle.
Generationengap oder Gendergap
Für junge Erwachsene bis 29 Jahre ist die Wertschätzung überhaupt das Wichtigste, gefolgt von Sicherheit und netten Kolleg:innen. Work-Life-Balance kommt hier gleich auf Platz 3 – 68 Prozent der Jungen wünschen sich eine gute Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Eine überdurchschnittliche Bezahlung ist jungen Menschen zwar wichtiger als den anderen Altersgruppen, rangiert aber auch bei ihnen nur auf Platz 7. Frauen haben hier sehr ähnliche Wünsche wie die Jungen. Sie wählen ihren Arbeitsplatz deutlich stärker danach aus, ob sie sich ihre Arbeitszeit flexibel einteilen und Beruf und Privatleben miteinander vereinen können.
Homeoffice im Realitätscheck
Die Homeoffice-Möglichkeit ist insgesamt nur für 40 Prozent wichtig. Auch Jüngere sehen dieses Thema sehr geteilt. Allerdings hängt die Nachfrage nach Homeoffice auch von der Ausbildung und dem Berufsfeld ab. Menschen mit einem Pflichtschulabschluss lehnen Homeoffice deutlich häufiger ab, während fast jede:r Zweite mit Hochschulabschluss die Homeoffice-Möglichkeit positiv bewertet.
Begehrte Zusatzleistungen
Die Homeoffice-Möglichkeit ist insgesamt nur für 40 Prozent wichtig. Auch Jüngere sehen dieses Thema sehr geteilt. Allerdings hängt die Nachfrage nach Homeoffice auch von der Ausbildung und dem Berufsfeld ab. Menschen mit einem Pflichtschulabschluss lehnen Homeoffice deutlich häufiger ab, während fast jede:r Zweite mit Hochschulabschluss die Homeoffice-Möglichkeit positiv bewertet
Chancen für Druck- und Medienbranche
„Die Wünsche der Österreicher:innen an ihre Arbeitsplätze sind keine Luftschlösser.
Viele Maßnahmen sind auch schon in den Druck- und Medienunternehmen üblich“, sagt Sodoma.
Auch wenn unterschiedliche Arbeitszeiten die Köpfe von so manchen Produktionsverantwortlichen rauchen lassen, so gibt es heute auch im Drucksaal Gleitzeit und Teilzeitstellen.
„Auch bei den Zusatzleistungen bieten viele Druckereien schon einiges an – vom Klimaticket über Firmenräder bis zur Jobrotation und zum Teamevent“, berichtet Sodoma. Seine Erkenntnis aus der Umfrage: „So unterschiedlich ticken die Menschen gar nicht. Die wichtigsten Kriterien sind in allen Altersgruppen, bei beiden Geschlechtern und in allen Bundesländern sehr ähnlich. Menschen wollen gesehen werden – mit ihren Stärken und ihren Bedürfnissen. Kommunikation und Führungsqualität sind also wichtiger denn je.“
Mehr Sichtbarkeit
Ein großes Manko zeigt die Umfrage laut Sodoma dennoch:
„Unsere Berufe sind für die Menschen spannend. Aber wir müssen sie bekannter machen.“
Umso wichtiger ist ihm die Aktionswoche der offenen Druckereien vom 22. bis 26 Mai 2023, die heuer bereits zum zweiten Mal stattfindet. Unter www.druckmedien.at/aktionswoche können sich Lehrer:innen mit ihren Schulklassen für eine Exkursion in eine Druckerei anmelden. Dazu gibt es Unterrichtsmaterialien für alle Schulstufen von der Volksschule bis zur Oberstufe. Zusätzlich zur Aktionswoche hat der Verband Druck Medien eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um gemeinsam mit den Mitgliedern Vorschläge zu entwickeln, wie eine Karriere in der Druckbranche attraktiver werden könnte.
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