Druck- & Papierindustrie vereint sich gegen die “nur digital” Ansicht in der Gesetzgebung

Die europäischen Sozialpartner:innen, die Unternehmen und Arbeitnehmer:innen in den Bereichen Druck und Papier vertreten, Intergraf, Cepi, UNI Europa Graphical, FEPE und IndustriAll Europe, haben eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie ihre Bedenken über die zunehmende Förderung digitaler Dokumente und Kommunikation als Standardoption in der europäischen Gesetzgebung zum Ausdruck bringen.

In den letzten Jahren hat die Betonung des digitalen Wandels durch die Europäische Kommission in verschiedenen EU-Gesetzgebungen zu Hinweisen auf die Beseitigung von gedruckten Papierprodukten geführt. Zum Beispiel im Zusammenhang mit Industrieprodukten, Medizinprodukten und anderen Verbraucherinformationen. Die Verfasser der gemeinsamen Erklärung betonen, dass sie zwar die Bedeutung des digitalen Wandels anerkennen, es aber unerlässlich ist zu bedenken, dass “digital als Standard” oder “nur digital” Ansätze nicht neutral sind. Der Druck ist unverzichtbar für einen inklusiven digitalen Wandel, der die Grundrechte auf Zugang zu Informationen für alle respektiert. Der Druck trägt auch positiv zur Inklusion und Bildung bei.

Vorteile von Druck für Inklusion und Bildung

Die Förderung digitaler Technologien gegenüber gedrucktem Papier kann zu sozialer Ausgrenzung führen, insbesondere ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Personen mit begrenztem Einkommen und Menschen ohne grundlegende digitale Fähigkeiten, von denen mehr als ein Drittel der EU-Bürger betroffen ist. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Lesen in gedruckter Form Bildungsvorteile bietet und zu besserem Verständnis im Vergleich zum digitalen Lesen führt. Die politischen Entscheidungsträger:innen sollten berücksichtigen, dass die uneingeschränkte Förderung von Digital über Print nicht neutral ist und in einigen Fällen sogar schädlich sein kann, da sie weitreichende soziale und wirtschaftliche Risiken schaffen kann.

Nachhaltigkeit von Papier und Druck

Die Partner:innen betonen die Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft von Papier und Druck und betonen ihre Rolle in der europäischen Kreislaufwirtschaft. Papier basiert auf erneuerbaren Rohstoffen, wird hauptsächlich mit erneuerbarer Energie hergestellt und hat eine Recyclingquote von 71,4%. Die Umweltauswirkungen digitaler Lösungen werden hingegen selten anerkannt. Digital verbraucht viel direkte Energie durch die Nutzung von Rechenzentren, Servern und mehr und trägt zum wachsenden Problem des Elektroschrotts in der EU bei. Obwohl es effizienten Zugang zu Informationen für medienkompetente Menschen mit Internetzugang bietet, ist Digital nicht umweltneutral. Diese Merkmale sollten bei politischen Entscheidungen nicht übersehen werden, da sie irreführende Stereotypen gegen Papier perpetuieren, die gedruckten Medien und deren Industrien schaden und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.

Wirtschaftliche Bedeutung des Drucksektors

Der “digital first” Ansatz beeinträchtigt negativ die Druckindustrie, die eine entscheidende Rolle bei der Generierung von Wachstum, Beschäftigung, Demokratie, Bildung und Inklusion spielt. Die fortschreitende Verschlechterung des Marktes für Papier und Druck, die von politischen Entscheidungsträger:innen gefördert oder erleichtert wird, gefährdet eine Branche, die viele wesentliche Produkte herstellt und für die Verbreitung von Wissen und den freien Austausch von Ideen unverzichtbar ist. Es stärkt große digitale Unternehmen, die oft außerhalb der EU ansässig sind, auf Kosten lokaler kleiner und mittelständischer Unternehmen.

Die Sozialpartner:innen rufen die EU-Politiker gemeinsam auf, folgendes zu berücksichtigen:

  • Die EU-Politiker:innen sollten davon absehen, einen “digital als Standard” oder “nur digital” Ansatz in der europäischen Gesetzgebung umzusetzen.
  • Der Druck sollte immer gleichzeitig mit digitalen Kommunikationen in Betracht gezogen werden.
  • Die EU-Gesetzgebung sollte den ökologischen und recycelbaren Wert von Papierprodukten im Kontext der aktuellen Klimakrise berücksichtigen.
  • Die EU-Gesetzgebung sollte alles relevante berücksichtigen, einschließlich insbesondere Kreislaufwirtschaft, Inklusion und Wahlfreiheit.

Die gemeinsame Erklärung mit relevanten Verweisen ist verfügbar unter https://www.intergraf.eu/images/pdf/202309_JointStatement_Digital_is_not_neutral.pdf

Die PDF-Version dieser Pressemitteilung ist verfügbar unter https://www.intergraf.eu/images/pdf/PR_20230919_Joint_Statement_Digital_is_not_Neutral.pdf

Über Intergraf, CEPI, UNI Europa Graphical, FEPE und IndustriAll Europe:
https://www.uni-europa.org/sectors/graphical-packaging/ vertreten die Arbeitnehmer:innen in der Grafik- und Verpackungsindustrie
https://www.intergraf.eu/ ist die europäische Föderation, die die Druckindustrie vertritt
https://industriall-europe.eu/ vertritt die europäischen Industriearbeiter:innen
https://www.cepi.org/ ist die Konföderation der europäischen Papierindustrien
https://www.fepe.org/ ist die Föderation für Briefumschläge und leichte Verpackungen für den E-Commerce

Bild © Doris Seebacher

2023-11-21T10:25:28+01:0020. September 2023|

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